Liberalismus 1.0 und die Vierte Politische Theorie: Verbündete im Kampf gegen den Great Reset

Alexander Dugin hat in seinem Text “Liberalismus 2.0” eine informelle Einladung an Li-berale verfasst, sich der vierten politischen Theorie und dem Kampf gegen den Linksliberalismus und Great Reset anzuschließen. Bevor ich selbst zum Dugin Anhänger wur-de, trieb ich mich in libertären Kreisen umher und war insbesondere ein begeisterter Ron Paul Anhänger. Deshalb denke ich, dass ich mir ein paar Gedanken machen sollte, wie andere Liberale zu einer “vierten Postion” finden können. Denn ich bin einer der Ersten, der dieser Einladung gefolgt ist.

Es gibt einige wesentliche Themen und Punkte, die solche Liberalen zu beachten hätten - angefangen beim Individuum: Natürlich muss das Individuum als Subjekt der ersten politischen Theorie hinterfragt werden. Hier kommt Schopenhauers Dilemma der Stachelschweine ins Spiel. Dieses besagt grob, dass wenn sich Menschen näher kommen, sie sich gegenseitig verletzen können. Die Position der liberalen Menschenrechte ist nun, dass man dafür sorgen muss, dass sich die Menschen nicht ungewollt zu nahe kommen. Die Menschenrechte sind wie imaginäre Zäune zwischen den Menschen.

Wozu dieses Denken führt, sieht man seit 2020 im Westen: Stichwort Maskenpflicht und Abstandsgebot, aber auch in Problemen wie Pornografie oder gewissen familienfeindlichen Ideen des Feminismus.
In den letzten Jahrzehnten hat auch die Digitaltechnik ein schreckliches Werk darin voll-bracht, den Einzelnen vom Mitmenschen zu isolieren. Der US Philosoph Curtis Yarvin stellte sich als schlimmste Strafe vor, jemanden allein in eine Kapsel zu sperren und ihn dann in einer virtuellen Scheinwelt  leben zu lassen. Für erschreckend viele Menschen ist dies aber heute aber schon Lebensrealität. Klaus Schwabs Great Reset scheint diese Probleme noch massiv zu verstärken.

Also ist es gefährlich, den Einzelmenschen nur als Subjekt zu definieren, welches Schutz vor seinen Mitmenschen braucht.

Um dies zu lösen muss die andere Seite des Stachelschwein Dilemmas mehr Beachtung finden: Der Mensch kann nicht ohne Andere leben. Sehr viele Philosophen sagten auch, der Einzelmensch kann sich überhaupt erst definieren und überhaupt erst wahr genommen werden, wenn er zusammen mit anderen Menschen lebt. Heidegger sagte "Dasein bedeutet Mitsein" und Martin Buber sagte "Das Ich wird erst durch das Du zum Ich". Die Christlichen Kirchen predigen auch seit Langem genau so eine Position, dass der Einzelne zwar eine ihm zustehende Würde hat, er aber diese nur in Gemeinschaft zum Mit-menschen voll ausleben kann. Konkurrenzdenken führt einen auf Dauer nicht weiter.

Und ein sehr wichtiger Punkt für Liberale ist auch der, dass jede Schwächung natürlicher Gemeinschaft, und jedes Vorhaben, das Individuum vom Mitmenschen zu befreien, am Ende nur zu einer Stärkung der Regierung und einer fortschreitenden Entrechtung des Einzelnen führt. Deshalb braucht es die Gemeinschaft, auch um die Freiheit zu bewahren.
Familie und Nachbarn sind besser in der Lage dem Einzelnen in seiner Not zu helfen, als Vater Staat.

Die erste politische Theorie ist eine Ausprägung der Moderne und damit Teil des Verfalls.

Dugin hat in seinen bisherigen Werken aber sehr gut gezeigt, dass es bei der zweiten und dritten politischen Theorie neben den dominanten anti-traditionellen Strömungen auch Leute wie Ustryalov, Evola, Herman Wirth etc. gab, die eine Bewahrung oder Rückkehr zur Tradition anstrebten.

Beim Liberalismus ist dies nicht anders. Dugin wies schon auf Hayeks berühmte Beschreibung der Wichtigkeit der Bewahrung von Traditionen hin. Ähnlich kann man auch seinen Schüler und späteren Kanzler Ludwig Erhard mit seiner Würdigung von traditioneller Familie und Mittelstand einschätzen. Doch es gibt noch weitere Beispiele: Hans Hermann Hoppe und Janusz Korwin-Mikke mit ihrer Meinung, dass eine freie Gesellschaft nur durch Wiederherstellung traditioneller Institutionen, wie der Monarchie, mög-lich sei. Auch Robert Heinlein, dessen Werke die Wichtigkeit des Kriegerkodex beschreiben, sowie auch sexuelle Vorstellungen, die stark an Religionen wie den des Tantrismus erinnern.  Nicht zu vergessen sei, dass die letzten Fürstentümer Europas, insbesondere Monaco und Liechtenstein, auch zu den “Lieblingsländern” vieler Liberaler gehören.

Als Liberaler, der zu einer vierten Position kommen will, sollte man solche pro traditionalistischen Elemente des eigenen Lagers finden und fördern, um so eine liberale "Revolte gegen die moderne Welt" zu ermöglichen.

Dann braucht es für den Liberalen die Erkenntnis, dass der Liberalismus nicht das "allein selig Machende" ist und es auch andere Wege zur Freiheit geben kann,  die vielleicht wiederum mit dem Eigenen kombiniert werden können. Beispielsweise wären Limonows  und Charles Fouriers Vorstellungen von kleinen unabhängigen Dorfgemeinschaften, die selbst bestimmen können und miteinander Handel treiben, für einen wahren Liberalen deutlich erträglicher als der heutige westliche Staats- (Pseudo-) Kapitalismus. Existenzialisten wie Nietzsche, Heidegger und Kierkegaard zeigen gut, dass zur Freiheit eine innere Einstellung gehört und der "dumme Massenmensch" auch in einem freien Staat nicht frei leben kann, denn zur Freiheit muss auch die Freiheit gehören, kein Kapitalist zu sein. Es muss zur Freiheit auch gehören, sich z.B. einem Mönchsorden anzuschließen und von Geld nichts mehr wissen zu wollen.

Deshalb muss auch der westliche Plan, anderen Ländern die Demokratie herbei bomben zu wollen, auch aus Sicht der Freiheit bekämpft und abgelehnt werden. Aber es gibt auch in der ersten politischen Theorie Stimmen, die gegen dieses "American Empire" sind. Sehr viele hat Murray N. Rothbard in seinem Buch "The Betrayal of the American Right" gut vorgestellt. Ron Paul ist natürlich ebenfalls durch eine ähnliche Position bekannt. Auch der schon erwähnte Korwin Mikke plädierte sogar für ein antiamerikanisches Bündnis zwischen Polen und Russland.

Jean Thiriart beschrieb in "Constitution Europeenne" eine weitestgehend freie Wirtschaft, allerdings unter Primat des Militärs, was  auch für Liberale durchaus annehmbar wäre.

Dugin selbst schrieb unter Anderem in “Horizon of the Ideal Empire” und “The new Monarch of Thailand” auch über das traditionelle Ideal eines Königs, der “Regiert, ohne zu Herrschen”, und dass ein guter König im Idealfall so wenig machen müsse, dass die meisten Bürger seine Existenz nicht mal bemerken. So ein Herrscher wäre für Liberale eigentlich deutlich angenehmer als eine Demokratie, wie die momentane BRD.

Neben der Frage, ob der Mensch auch durch illiberale Weise frei werden könne, sollte sich der Liberale auch die Frage stellen, welche Aspekte seiner eigenen Position nicht eher die Freiheit verhindern statt fördern.

Zuletzt sei noch erwähnt, dass der amerikanische rechte Schriftsteller und zeitweise Sekretär von Joseph McCarthy, Francis Parker Yockey,  eine detaillierte Kritik am liberalen Denken verfasste.  Er schrieb, dass dem liberalen Denken  die Idee zu Grunde läge, dass der Mensch von sich aus so vernünftig ist, dass er selbst über seine Existenz entscheiden kann und dafür keine Bevormundung durch den Staat brauche. Nur hätten die Liberalen den Fehler gemacht, dann über den Minarchismus den Staat wieder hineinzuholen. Ein konsequenter Liberaler müsste seiner Meinung nach aber ein Anarchist sein.
Man kann durchaus das Argument vorbringen, dass die Anhänger des Liberalismus 2.0 nur so viel Einfluss gewinnen konnten, weil sie Staatsapparate wie öffentlichrechtliches Fernsehen, Bildungswesen, Justiz etc. unter ihre Kontrolle gebracht hätten und dass freiwillig niemand auf die Idee gekommen wäre, dass es 36.000 Geschlechter gibt. Es gibt natürlich auch gewichtige Argumente für einen starken Staat und für einen Staat im Allgemeinen. Nur sollte man drüber nachdenken, ob aus dem Liberalismus auch ein “Great Reset” hätte entstehen können, wenn die Liberalen nicht auf John Locke und Adam Smith, sondern auf Leute wie Bakunin, Kropotkin oder Proudhon gehört hätten.

Die positiven Punkte, die man vom Liberalismus erhalten und erlernen kann, sind neben der Idee der Freiheit vor Allem auch die Idee der Dezentralisierung. Julius Evola beschrieb gut, dass traditionelle Gesellschaften keine Zentralstaaten waren, wo eine Regierung alles fürs Reich regelte, sondern Fürstentümer und Provinzen einen hohen Grad an Autonomie inne hatten. Auch Liberale sind  große Unterstützer der Idee der Dezentra-lisierung.