Neue Vektoren des Bürgerkriegs in den USA

Die Unruhen, welche zurzeit die Vereinigten Staaten erschüttern, werden mittlerweile von vielen Analysten als der Beginn eines ernstzunehmenden Prozesses betrachtet – nämlich den eines ausgewachsenen Bürgerkriegs. Nicht jeder stimmt damit überein, aber während die Aufstände größer werden und sowohl Plünderungen als auch Gewalt in immer mehr amerikanischen Städten stattfinden (ausgehend von Washington und New York, womit die US Army in den Konflikt involviert wird) erscheint dieses Szenario immer wahrscheinlicher. In diesem Artikel zielen wir nicht darauf ab, die Chancen auf einen ausgereiften Bürgerkrieg in den Vereinigten Staaten abzuwägen oder nachzusehen, welche Faktoren mit diesen Ergebnissen nicht übereinstimmen. Lassen Sie uns annehmen, dass das was gerade in den USA passiert ein Bürgerkrieg ist und versuchen wir die Natur und die Konsequenzen dieses dramatischen Ereignisses sowohl für Amerika als auch den Rest der Welt zu verstehen.

Der Kompromiss der amerikanischen Parteien als eine Momentaufnahme des Bürgerkriegs…

Sind die Voraussetzungen für einen richtigen Bürgerkrieg in den Vereinigten Staaten da? Ja, absolut.

Seit dem Bürgerkrieg in den Jahren 1861 bis 1865, zwischen der Konföderation der 11 Sklavenhalterstaaten gegen die 20 Abolitionistenstaaten des Nordens (inklusive vier Randstaaten in denen die Sklaverei existierte, die aber dennoch dem Krieg beitraten), ist die amerikanische Gesellschaft politisch gespalten. Während der Norden triumphierte und die Sklaverei abgeschafft wurde, erhielt man in vielerlei Hinsicht Positionen, welche einst der Süden vertreten hatte. Der Abolitionismus des Nordens war mit dem republikanischen Begehren nach der Vereinigung der Vereinigten Staaten in einem einzelnen Nationalstaat verbunden worden, daher die Republik. Der Süden hingegen bestand darauf, dass die Vereinigten Staaten einen bestimmten Grad an Unabhängigkeit bewahren, bis hin zur rechtlichen Souveränität. In der Frage der Sklaverei setzte sich der Norden durch, in der Frage nach der Interpretation des Föderalismus und der eigentlichen Natur des amerikanischen Staates obsiegte hingegen der Süden, trotz der militärischen Niederlage.

Während des Bürgerkrieges von 1861 bis 1865 wurden die beiden großen Parteien der USA gegründet – die Republikaner (Grand Old Party) und die demokratische Partei. Das Zweiparteiensystem der USA, das bis zum heutigen Tage überlebt hat, ist eine direkte Folge des Bürgerkriegs, welcher abgesehen vom militärischen Sieg des Nordens in einen politischen Kompromiss mit dem Süden mündete. Um die Natur des amerikanischen Kompromisses zu verstehen, kann man sich vorstellen, was passiert wäre, wenn nach dem Sieg der Roten im Russischen Bürgerkrieg die besiegten Weißen eine zweite Partei neben der bolschewistischen gegründet und ihre Ansichten weiterhin verteidigt hätten oder wenn nach dem Sieg Maos in China eine Koalitionsregierung mit der Kuomintang gegründet worden wäre.
Genau das ist in den Vereinigten Staaten passiert. Daher besteht der politische Kompromiss zwischen den beiden Parteien in den USA aus einem eingefrorenen Bürgerkrieg der in die politische Sphäre übertragen wurde. Die Tatsache, dass dieses System im Laufe von fast zweihundert Jahren nicht verändert wurde und das keine der beiden Parteien verschwunden ist, obwohl auch keine dritte Partei entstanden ist, beweist wie tief der Bürgerkrieg und das bipolare System in der amerikanischen Politik verwurzelt sind.

Das Zweiparteiensystem hat seine eigene Geschichte und in einigen Perioden intensivierten sich die Beziehungen zwischen den Parteien oder glichen sich aus. Seit den 1990er, von Bill Clinton bis Barack Obama und auch während der Präsidentschaft von George W. Bush, gab es offensichtlich einen Konsens zwischen den Parteien die Außenpolitik betreffend und alle Unstimmigkeiten waren auf ein paar innenpolitische Themen begrenzt, hauptsächlich auf die Frage nach Gesundheitsreformen. An diesem Punkt schien der Bürgerkrieg komplett überwunden als die Globalisierung fortgesetzt wurde, aber die Ankunft von Präsident Trump veränderte alles. Die heftige Konfrontation mit Hillary Clinton vor vier Jahren und das Wiederaufflammen des Kampfes zwischen Republikanern und Demokraten während des Präsidentschaftswahlkampfes 2020 ließ alles wieder von neuem beginnen: Der gegenseitigen Hass zwischen Unterstützern der republikanischen Partei und Trump auf der einen und den Demokraten auf der anderen Seite erreichte seinen Höhepunkt. Gleichzeitig ist es wichtig zu erkennen, dass sich diese Widersprüche auf die wesentlichen politischen Kräfte fokussieren, welche zuerst während des Bürgerkriegs entstanden sind und daher ruhende Krisenherde darstellen, die jederzeit wieder ausbrechen können.

Die Schlussfolgerung: Die gegenwärtige Protestwelle spitzt die Widersprüche innerhalb des amerikanischen politischen Systems selbst zu und wird vielleicht in einer neuen Runde eines voll ausgereiften Bürgerkriegs zwischen dem von Trump vertretenen konservativen Flügel und den Progressiven, deren Wählerschaft von den Demokraten repräsentiert wird. Gleichzeitig spitzt die Figur Trumps und die Schärfe seiner Politik die Situation weiter zu. Trump ist die richtige Figur um den Bürgerkrieg in den USA Realität werden zu lassen.

Schwarzes Amerika gegen Weißes Amerika: Ein Aufstand der Negative

Die Aufstände, Pogrome, Proteste und Zusammenstöße mit der Polizei in US-amerikanischen Städten haben ganz eindeutig rassische Untertöne. Dies beweist, dass das Rassenproblem in den USA alles andere als gelöst ist und genauso wie der Bürgerkrieg einfach temporär eingefroren wurde. Wenn der Bürgerkrieg und seine Relevanz von den zwei dominanten Parteien in den USA bewiesen werden, dann bleibt das Vermächtnis der untoten Sklaverei in den beiden Hälften der US Bevölkerung präsent, die sich in ihrer Farbe unterscheiden. Wie sehr die USA auch beteuern, dass der Rassismus in den USA komplett ausgestorben sei, die Ausmaße der gegenwärtigen Proteste beweisen, dass er es nicht ist. Das Rassenproblem in den USA existiert und ist die wichtigste Kraft in einem möglichen und klar herauf dämmernden Bürgerkrieg.

Der Mord an dem schwarzen Afroamerikaner George Floyd durch einen weißen Polizisten war der Auslöser für die gegenwärtigen Proteste, die ihrem Wesen nach eindeutig rassisch konnotiert wurden. Diese waren eigentlich ein Aufstand des schwarzen Amerikas gegen das weiße Amerika, trotz aller Beteuerungen, dass die amerikanische Gesellschaft die volle Gleichheit der Rassen erreicht habe. Wenn das der Fall wäre, würden die Afroamerikaner nicht mit einer solchen Wut als Antwort auf ein ziemlich gewöhnliches Verbrechen in den USA reagieren und eine Bewegung wie Black Lives Matter hätte nicht so einen großen Widerhall.

Es ist eine Tatsache, dass der Rassismus die Grundlage des liberalen Systems in Amerika bildet. Ethnische Unterscheide waren in allen Schichten der US Bevölkerung ausgelöscht worden – sowohl bei den Weißen als auch bei den Sklaven die gewaltsam aus Afrika verschleppt worden waren. Die Indianer, die in Nordamerika gelebt hatten, waren fast komplett ausgerottet worden und nur ein paar Diasporas – die Lateinamerikaner, Chinesen und Juden – haben eine bestimmte ethnische Identität erhalten. Die Angelsachen errichteten auf der anderen Seite die amerikanische Gesellschaft auf dem Prinzip des Individualismus. Und auf allen Ebenen – sowohl auf der Ebene der Herren, der Kolonisten selbst, die aus Europa kamen, als auch auf der Ebene der Sklaven, was sich in der Verteilung der versklavten Afrikaner ausdrückte. Sie wurden zwischen verschiedenen Herren aufgeteilt um genau diese geringste ethnische Konsolidierung zu verhindern. Daher verloren die Europäer, welche in den Vereinigten Staaten ankamen ihre Identität und Sprache zugunsten der Englischen und die afrikanischen Sklaven verloren ihre ethnischen Wurzeln und waren dazu gezwungen die Sprache und die Moral ihrer Meister zu lernen. Das unterscheidet die Sklavenhaltungspraxis Amerikas von anderen Ländern. Die angelsächsischen Länder erzwangen eine obligatorische Trennung der Sklaven und in Lateinamerika wurden schwarze Sklaven sehr oft in Familien oder Gruppen angesiedelt.
Daher haben es die schwarzen Populationen in Südamerika geschafft ihre kulturellen Traditionen und Identität zu bewahren, zumindest in Schwundformen und in den Vereinigten Staaten haben sie diese komplett verloren. Das ist ein gigantisches Problem für die Afroamerikaner. Sie wurden zu Negativen, „schwarzen Kopien“ der weißen Bevölkerung, die man jeglicher Identität beraubt hatte, außer jener, welche man ihr erlaubte zu behalten oder die sie gezwungen waren von ihren weißen Herren auszuborgen. Es war der amerikanische Liberalismus der den Rassismus gebar, indem anstatt ethnischer Differenzen farbliche Unterschiede verstärkt wurden, während alle anderen Zeichen in beiden Fällen auf die Individualität reduziert wurden – bei den weißen und schwarzen Populationen. Normalerweise hat man die Weißen als ganze und freie Individuen betrachtet, während die Schwarzen als minderwertige und abhängige Individuen betrachtet wurden.

Die Abschaffung der Sklaverei inkludierte die Afroamerikaner nominell als Bürger (davon ausgeschlossen blieben natürlich die Indianer, welche die individuelle Identität kategorisch ablehnten und sich weigerten zu folgsamen Sklaven zu werden). Aber diese Inklusion gründete auf einer externen – weißen, individualistischen, liberalen, angelsächsischen – Identität. Anders gesagt wurde „schwarz“ von den Bürgern als „böse“, „möchtegernweiß“ akzeptiert, als diejenigen welche noch nicht weiß geworden waren und ihre kulturelle Identität noch zur Gänze assimilieren müssten. Zuerst hatten die afrikanischen Sklaven ihre eigenen Identitäten, die mit dem Bügeleisen verbrannt worden waren und dann wurde es ihnen gnädiger Weise gestattet Kopien der Identitäten der weißen Menschen auf diesen „leeren Raum“ zu bügeln.
Diese Prozesse dauerten etwa ein Jahrhundert lang an und heute besitzen die Afroamerikaner formell die selben Rechte wie die Weißen. Alle – außer dem Recht auf ihre eigene Identität. Die Frage nach dieser Identität wurde unter der afrikanischen Bevölkerung bereits im 19. Jahrhundert virulent, als Theoretiker wie Paul Cuffee, Martin Delany uvm. die These aufstellten, dass die totale Befreiung der afroamerikanischen Bevölkerung nur durch die Rückkehr nach Afrika möglich wäre (Back-to-Africa). Die Entstehung afrikanischer Staaten wie Liberia und Sierra Leone steht in Verbindung mit diesen Projekten.

Diese Idee wurde später von einem anderen afroamerikanischen Anführer, Marcus Garvey, entwickelt, der eine Theorie des Panafrikanismus erdachte und sich selbst zum „Präsident von Afrika“ erklärt hatte. Jedoch fanden diese Bewegungen keine weite Verbreitung und die große Mehrheit der Afrikaner verblieb in den Vereinigten Staaten ohne Identität und wurde zu einem „Negativfilm“ der weißen Bevölkerung. Folglich wurde das rassische Problem der Vereinigten Staaten zu etwas nicht-ethnischem: Weiß und Schwarz waren nur soziale Marker, die mit der sozialen Klasse übereinstimmten – Weiß bedeutete „oben“ und Schwarz „unten“.

Daher geht es bei dem gegenwärtigen Aufstand der Afroamerikaner weder um die Verteidigung der eigenen Identität (einfach weil die Afroamerikaner keine besitzen dürfen), noch ist er ein Kampf für die eigenen Rechte. Dieser Aufstand zeigt nur die Tragödie der Leere von Menschen, die überhaupt keine Identität haben, abgesehen von der Farbe ihrer Haut, die durch ihre Unabänderbarkeit eine persönliche Bedeutung entwickelt hat.
Und aus diesem Grund entschuldigen sich die Weißen massenweise bei Afroamerikanern, die ihre Geschäfte zerstören und sich am Plündern beteiligen, sie schwören bei dieser „schwarzen Leere“, was in einem gewissen Sinne ihre eigene „weiße Leere“ offenlegt. Wahre Reue hätte in Liberalismus, Individualismus und utilitaristischer Eigennützigkeit abgeleistet werden sollen, aber diese Prinzipien sind noch immer die Grundlage der gesamten modernen westlichen Zivilisation und insbesondere ihrer kulturellen und wirtschaftlichen Avantgarde – den Vereinigten Staaten. Rassismus und Segregation sind die Konsequenzen der materialistischen, imperialistischen und universalistischen Zivilisation der Moderne. Und dieser selbe Universalismus in seiner neuen (ultraliberalen oder linksliberalen) Form drängt die amerikanischen Progressiven dazu, sich mit den afroamerikanischen Demonstranten zu verbünden: Unter der Bedingung einer exklusiv individuellen Identität haben die Vereinigten Staaten den Schwarzen einfach nichts anzubieten und die Schwarzen haben im Angesicht der Weißen nichts zu verteidigen.

Unter diesen Umständen kann es für das Rassenproblem in der amerikanischen Gesellschaft einfach keine Lösung geben, denn formal ist auf der Ebene des Rechts und der offiziellen liberalen Ideologie bereits alles gelöst. Folglich stellt die gegenwärtige Welle afroamerikanischer Proteste tiefgehende Fragen, wo es keine Antworten gibt. Die einzige angemessene Antwort wäre die Zerstörung der Vereinigten Staaten. Doch diese ist gewissermaßen die logische Schlussfolgerung des Bürgerkriegs der sich gerade zusammenbraut.

Der weiße Pol: Der zweite Zusatzartikel der Verfassung und schwarze Helikopter…

Der den Afroamerikanern gegenüberliegende Pol in der Struktur der modernen sozialen und politischen Explosion in den USA sind die alternativen Kräfte zu den Afroamerikanern und Progressiven, die meistens von weißen Menschen mit konservativen Ansichten repräsentiert werden. Sie orientieren sich größtenteils an Trump, dem amerikanischen Isolationismus und sogar dem Nationalismus. Gleichzeitig begreifen sie sich als Gegner des Fortschrittsdenkens, der Globalisierung und der Stärkung zentralistischer Tendenzen, die historisch nicht mit den Demokraten verbunden wurden, sondern mit den Republikanern. Der Regel nach sind sie jener Teil der Bevölkerung, der sich auf den zweiten Zusatzartikel der Verfassung beruft und diesen verteidigt der den Besitz von Schusswaffen erlaubt. Soziologisch repräsentieren sie hauptsächlich die Bevölkerung des ländlichen Amerikas und der Kleinstädte – die Überflugszonen (fly over zones).

Am extremen Rand dieser offen „weißen“ Amerikaner befinden sich extreme amerikanische Nationalisten. Einige von ihnen bilden kleine Gemeinschaften – jene die es als ihre Aufgabe betrachten den Privatbesitz zu beschützen – mit der Waffe in der Hand, falls es notwendig sein sollte. Nur eine kleine Minderheit selbst von diesem Teil der amerikanischen Gesellschaft ist wirklich rassistisch. Dieser Teil der amerikanischen weißen Bevölkerung als ganzes ist keine politische Kraft.
Unter dem Vorwand „Nationalisten“ entgegenzutreten bilden Linksliberale in den USA „antifaschistische Bewegungen“ und verwenden dabei manchmal terroristische Methoden. Daher rief Trump erst vor kurzem dazu auf, die „Antifa“ als eine terroristische Bewegung anzuerkennen. Unter dem Vorwand gegen reale oder fiktive amerikanische Nationalisten zu kämpfen, setzt die Antifa manchmal Gewalt gegen ihre politischen Gegner – wer auch immer diese sein mögen – ein und schüttet weiter Öl ins Feuer des Bürgerkriegs.

Bis jetzt sind diese „bewusst weißen Menschen“ auf der Rechten nicht aktiv in den Bürgerkrieg involviert, aber sobald der Besitz dieser Personen zum Ziel der Plünderer wird, können sie sich auf einen harten Kampf einstellen, was wiederum eine neue Phase der Eskalation in diesem möglichen Szenario bedeuten würde. Wenn dieser Teil des konservativen Amerikas eine echte Bedrohung für das, was er als unveräußerliche Rechte betrachtet heraufdämmern sieht (und darunter wird zuallererst der zweite Zusatzartikel zur Verfassung verstanden), könnte er eine wichtige Rolle im Bürgerkrieg spielen.

Es weist einiges darauf hin, dass gegenwärtig nicht nur republikanische Nationalisten, sondern auch jene, die noch immer die Position der Südstaaten im Krieg von 1861 – 1865 teilen, zu diesem Pol gehören. Daher wird ein europäischeres Positionspaar aus dem besonderen und sehr originellen amerikanischen Zweiparteiensystem, indem die Republikaner ursprünglich den Abolitionismus und den Zentralismus verteidigten und die Demokraten hingegen Sklaverei und Dezentralisierung.

– Auf der einen Seite stehen die Progressiven, die eine weitere Phase der „nihilistischen Emanzipation“ unterstützen, alle Arten von Minderheiten, die Legalisierung von Perversionen usw. und gleichzeitig wollen sie die Zentralmacht stärken und die Steuern erhöhen sowie eine Reihe von Sozialmaßnahmen einführen.

– Die Konservativen auf der anderen Seite kombinieren Nationalismus mit maximalen Regionalismus, Subsidarität und dem Recht Waffen zu tragen.

Diese zwei Pole – im Gegensatz zu den zwei großen Parteien in den USA – sind nicht eindeutig institutionalisiert, aber es sind genau diese beiden Positionen die unversöhnlich sind, konfliktgeladen und radikal und sie beginnen sich heute immer stärker zu verbreiten.

Hier erweist sich wie die neuen Koordinaten des Bürgerkriegs immer deutlicher hervortreten und die genauen politischen, sozialen und ideologischen Bedingungen unter denen sich die USA heute wiederfinden.

Coronavirus und Eschatologie: Das amerikanische Armageddon.

Jetzt ist es wichtig einen anderen Faktor in die Betrachtungen miteinzubeziehen: Die Proteste und Unruhen in den USA entfalten sich im Zusammenhang einer Epidemie. Der Coronavirus hat die US-Wirtschaft und insbesondere die Mittelklasse getroffen, die durch die Quarantäne aus ihrem wirtschaftlichen Rhythmus gebracht wurden. Aber in einer kreditbasierten Wirtschaft kann sich eine Unterbrechung dieses Rhythmus als tödlich erweisen. Wenn das Gleichgewicht zwischen Einnahmen und Zahlungen auch nur für einen kurzen Zeitraum unterbrochen wird – und genau das ist passiert – wird die moderne kapitalistische Ökonomie zusammenbrechen. Und diesen Kollaps spüren die Vertreter der kleinen und mittleren Betriebe besonders schmerzlich. Im Gegensatz zur Wirtschaftskrise von 2008 und der Dotcomblase von 2000 kann das Problem nicht nur durch das Verteilen zusätzlicher Geldmittel von der FRS, bis hin zu großen Banken und anderen Finanzinstituten gelöst werden. Heute sind die amerikanischen Haushalte anders von der Quarantäne getroffen worden und ihnen direkt Zuwendungen zukommen zu lassen, wäre so gegensätzlich zur Logik des Finanzkapitalismus und den Prinzipien der FRS, dass es nicht einmal theoretisch in Erwägung gezogen wird.   Davon abgesehen würde es nur zu einer weiteren Inflationsrunde führen und die Situation nicht strukturell verbessern. Dieser Faktor der tiefen Krise der amerikanischen Wirtschaft, der mit dem Coronavirus in Verbindung steht, macht die Möglichkeit eines wahrhaft radikalen Konflikts nur noch wahrscheinlicher, der wiederum in jeder Hinsicht die Möglichkeit in sich birgt, sich in einen ausgewachsenen Bürgerkrieg zu entwickeln. Der letzte Grad an Verzweiflung kann Menschen leicht zu einer solchen Entscheidung drängen.

Man sollte auch der Meinungspolarität Aufmerksamkeit schenken, die sich gegenwärtig in den USA entwickelt hat, wenn es um die Annahme der wahren Natur der Coronaviruspandemie geht.

Progressive, Demokraten und Sozialreformer bestehen auf der Ernsthaftigkeit und Realität des Coronavirus und unterstützen indirekt eine verpflichtende Impfung. Darüber hinaus zensieren reformistische und von Demokraten geleitete Medien und soziale Plattformen (wie etwa Facebook) auf’s Strengste Artikel und Posts, welche die Ernsthaftigkeit der Epidemie bestreiten und – unter welchen Vorannahmen auch immer (manche sind extrem außergewöhnlich) – Propaganda gegen die Impfung, Bill Gates, George Soros, die WHO usw. betreiben.

Umgekehrt stellten die Konservativen und Unterstützer von Trump von Anfang an den Umfang der Epidemie in Frage und lehnten es ab, sich in Quarantäne zu begeben. Sie betrachteten die Pandemie als falsche Strategie der Globalisten, die darauf abziele die Bevölkerung zu reduzieren, die Wirtschaft zu zerstören und ein Regime der totalen Überwachung und Kontrolle einzuführen – für das anschließende Chippen und Reduzieren der Menschheit zu Sklaven der globalen Elite. Diese Meinungen sind heute in den Vereinigten Staaten extrem weit verbreitet und Trump selbst, der zuvor das Quarantäneregime eingeführt hatte, versucht nun diesen Teil der Wählerschaft zufriedenzustellen, der für ihn eine sehr große Bedeutung hat.
Es ist bezeichnend, dass die afroamerikanischen Demonstranten meistens, wenn auch nominell, Masken tragen und auf den Bildern von bewaffneten Weißen, die die Rebellen sanft zurück drängen, sehen wir deren Gesichter ohne Masken.

Dadurch schafft der Coronavirus nicht nur die Voraussetzungen für die Verschärfung des Bürgerkriegs, sondern auch die Grundlage für die Dämonisierung des Feindes. In den Augen der Konservativen sind die Progressiven die Komplizen eines bevorstehenden Verbrechens der planetarischen Expansion, die von dem in diesem Milieu weit verbreiteten protestantischen Ideen über das bevorstehende Ende der Welt unterstützt werden. Für sie scheinen Bill Gates, George Soros, Hillary Clinton und andere Globalisten die Gefolgschaft des Antichristen zu sein, die dazu bereit sei die USA und die gesamte Menschheit (insbesondere die freie Welt) auf dem Altar des Satans zu opfern und eine planetarische elektronische Diktatur mit einem hochtechnisierten Konzentrationslager zu etablieren.

Für die Progressiven selbst sind solche Ansichten der ultimative „Höhlenobskurantismus“ und das „faschistische Delirium“. In den USA glauben mehr als die Hälfte der Bevölkerung ernsthaft an eine Verschwörungstheorie in der einen oder anderen Form.

Unter diesen Bedingungen nehmen jene, die an die Gefahr des Coronavirus glauben und jene die sie leugnen in den Augen des jeweils anderen den Status des „ontologischen Feindes“ an, da es für das religiöse Bewusstsein in der „letzten Zeit“ (der Ära der Katastrophen, Fäulnis und Aufruhrs) nichts Ernsthafteres gibt als die Gegnerschaft zwischen dem Lager der Gläubigen und den Unterstützern des Antichristen. Aber dieses Mal wird die Rolle des „Antichristen“ nicht von den UdSSR oder einer anderen äußeren Macht (oder Bedrohung) gespielt, sondern von einer Hälfte der eigenen, der amerikanischen Bevölkerung.
Auf diese Weise nimmt der Bürgerkrieg in den USA einen religiösen und eschatologischen Charakter an.

Die Schwarze Revolution: Trump und die Globalisten

Wenn wir sorgfältig die Einzelheiten der Proteste in den USA betrachten sehen wir, dass hinter jeder Aktion der Demonstranten mit ihren spontanen Wellen der Entrüstung und dem Verlangen das Fenster eines Supermarkts einzuschlagen und alles zu plündern (eine Zusammenspiel , die einem Russen eher seltsam vorkommt), eine mehr oder weniger organisierte Kraft steckt. Zuerst erscheinen an einem, dann einem anderen Ort Personen die sehr gut wissen, was sie tun. Zum Beispiel zerbrechen sie einige Geschäftsauslagen, aber nehmen selbst nicht am Raub teil, sondern bewegen sich einfach zu anderen Fenstern weiter und hinterlassen dabei keine Spuren, verbergen ihre Gesichter, Haare und Augen unter einer Gasmaske, einem Schutzanzug und –: einem Schirm (die Tatsache, dass ein geöffneter Schirm einem vor Gummigeschossen und Helikopterkameras schützen kann, ist nur wenigen Demonstranten bekannt). Zusätzlich wird deutlich, dass bestimmte amerikanische und internationale Fernsehsender, hauptsächlich fortschrittliche Medien (wie zum Beispiel CNN und BBC), versuchen die Lage anzuheizen und die Dinge in eine bestimmte Richtung zu lenken, indem sie die furchtbaren Szenen von Übergriffen und Raubüberfällen an unschuldigen Geschäftsinhabern, Frauen, Behinderten und Senioren einfach herunterspielen und umgekehrt die Angehörigen von Minderheiten glorifizieren, die die Masse zur offenen Gewalt durch bestimmte Gesten oder Aktionen erst verleiten.

Anders gesagt scheint es, dass die USA eine Art „Farbrevolution“ begonnen haben und dabei die Strategien verwenden, die die Amerikaner zuvor verwendet hatten, um ihnen nicht genehme Regime auf der ganzen Welt zu beseitigen (beginnend mit den anti-sowjetischen Aufständen im Osteuropa der 80er Jahre bis hin zum Maidan in der Ukraine oder dem Versuch Hong Kong von Kontinentalchina zu trennen). Aber wenn in anderen „Farbrevolutionen“ die Amerikaner ihre äußeren Rivalen gestürzt und in anderen Staaten ihnen willfährige Marionetten an die Macht gebracht haben, wer ist es dann der nun in den USA zuschlägt?
Wir sollten uns an den fundamentalen Bruch innerhalb den amerikanischen Eliten erinnern, der im Zuge des Wahlkampfes von Donald Trump ans Tageslicht kam. Trump beschuldigte die politische Elite der USA, dass sie aufgehört habe amerikanischen Interessen zu dienen, sich auf die Seite der Globalisierung zu stellen und danach zu streben eine Weltregierung zu errichten, der sie die USA zu opfern bereit seien. Trump nannte dieses Netzwerk der liberalen Globalisten den „Sumpf“. Die Offenlegung des Sumpfes war der wichtigste Akt in seinem Wahlkampf und brachte ihn wahrscheinlich den Sieg bei diesen Wahlen ein. Trump stellte einen inneren Feind in sein Zentrum und teilte die Eliten dabei in Globalisten und Nationalisten, wodurch er diesen Gegensatz zum eigentlichen politischen Problem der USA machte.

Während seiner Präsidentschaft setzt Trump den Kampf gegen den „Sumpf“ fort, der offensichtlich nicht bereit dazu war, trocken gelegt zu werden und sich Trump bei jedem seiner Schritte widersetzte. Aber es waren genau diese Strukturen der globalistischen Zentren, die am aktivsten bei der Implementierung von „Farbrevolutionen“ in verschiedenen Ländern waren. Die Krux an diesem Vorstoß liegt natürlich bei den Organisationen von George Soros, einem Unterstützer der weltumspannenden „offenen Gesellschaft“, der zusammen mit seinen Strukturen (die in vielen Ländern aufgrund ihrer direkten Verbindungen zu terroristischen Taktiken und Staatsstreichen verboten sind) praktisch überall dort auftauchte, wo Demonstrationen, Unruhen und Aufstände begannen, um aktiv noch mehr Öl ins Feuer zu gießen. Es ist offensichtlich, dass der „Sumpf“ nicht nur aus Soros und seinen Netzwerken besteht, sondern auch aus einem wesentlichen Teil der Politik und Finanzelite der Welt, die von diesem Projekt der Weltregierung vereint werden. Die Liberalen streben offen und bewusst nach der Abschaffung der Nationalstaaten und der Erschaffung einer supranationalen Weltregierung. Ihr Projekt war die Erschaffung der Europäischen Union, ebenso wie eine weitere Reihe supranationaler Körperschaften, wie dem Haager Tribunal, dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, der Weltgesundheitsorganisation (WHO) usw. Wenn aber die Mittel des klassischen politischen Lobbyismus nicht funktionieren (so war Soros zum Beispiel nicht dazu in der Lage, den Brexit zu verhindern und eine Reihe anderer liberaler Projekte umzusetzen), wird auf die Methoden der „Farbrevolutionen“ zurückgegriffen.
Wenn diese Beobachtung im Falle der USA wahr ist, können wir daraus schließen, dass der „Sumpf“ hinter dem Bürgerkrieg in den USA steckt und das bedeutet, dass die Globalisten und ihre Strukturen versuchen Trump zu diskreditieren und den Sieg seines Gegenkandidaten Joe Biden sicherzustellen.

Dafür nützen die Netzwerke der Globalisten die marginalisierten Schichten der amerikanischen Gesellschaft, die instabilsten und am meisten unterdrückten Minderheiten. Besondere Berücksichtigung erfährt dabei der Rassenfaktor – dadurch riskieren sie aber den Stab zu brechen und die amerikanische Gesellschaft von innen in die Luft zu jagen. Und wenn das passiert, auch wenn Trump es schafft zu gewinnen, dann wird die aufgestaute Flut den amerikanischen Staat selbst bedrohen. Nach all dem kann die Verschlimmerung der existierenden Widersprüche kaum durch die Macht des unentschlossenen, unhörbaren und unwilligen Biden, dem jeglicher Charme und jegliches Charisma fehlen, aufgehalten werden.

Anders gesagt haben wir es mit einer „Farbrevolution“ zu tun, die vom Sumpf begonnen wurde und die nicht nur in ihrer Anfangsphase zu exzessiven wie zerstörerischen Folgen führen könnte – wenn der Ausnahmezustand im ganzen Land erklärt werden muss –, sondern auch jegliche nachhaltige Strategie zu unterminieren im Stande ist, selbst wenn es Trump gelingen sollte sie zu bezwingen.

Der Tiefe Staat und seine Zweideutigkeit

Es bleibt abzuwarten, wie sich der “Tiefe Staat” der USA verhalten wird. Der Begriff offenbarte unter Trumps Präsidentschaft nie seine wahre Bedeutung. Es ist nicht klar, ob der Tiefe Staat hinter Trump selbst steht und ihn im Angesicht der Globalisten, die sich zu weit von den nationalen Interessen der USA entfernt haben, unterstützt oder ob ganz im Gegenteil der Tiefe Staat so stark mit dem Globalismus verwoben ist, dass er sich nicht von seinen tiefsten Schichten trennen kann. Das liefe Trumps gesamte Präsidentschaft entgegen, da er ihn ja davon abhält sein Programm umzusetzen. Nachdem diese ausgesprochen wichtigen Umstände unbekannt bleiben, ist es schwer das Verhalten des Tiefen Staates vorauszusehen. Ohne darin Gewissheit zu haben können wir gleichermaßen annehmen, dass einige Kräfte im amerikanischen Establishment (hauptsächlich die Behörden des Gesetzesvollzugs) die Gunst der Stunde nutzen könnten und eine direkte zentralisierte Kontrolle, oder sogar eine Militärdiktatur einführen könnten. Oder sie nutzen vice versa die Gelegenheit dazu und vertreiben Trump von der Macht, wenn sich die Proteste zu einem gewissen Teil hochspielen sollten. In jedem Fall besitzt der Tiefe Staat, was auch immer er sein mag, seine eigene Agenda in diesem entstehenden Bürgerkrieg, die sich von der Politik und den Ideologien der hauptsächlich operierenden Kräfte unterscheidet.

Dieser Umstand bringt natürlich keine Klarheit in die Situation, sondern macht sie nur verwirrender.

Wenn Amerika zusammenbricht…

Was ist das Risiko eines ausgereiften Bürgerkriegs in den USA für den Rest der Welt? Es wird nicht mehr und nicht weniger als den Zusammenbruch des globalen kapitalistischen Systems bedeuten. Seit der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts waren die USA die Vorhut des Weltkapitalismus und agierten seit dem Zusammenbruch des Sozialismus in Osteuropa als einziger Pol der zuvor bipolaren Welt. Als die UdSSR zusammenbrachen, blieb nur einer der beiden Pole übrig. Dieser Pol wurde zur eigentlichen Autorität in der Weltpolitik. Jetzt können die USA viel einfacher das Schicksal der UdSSR verstehen, weil ihnen nun selbst so ein Schicksal bevorsteht. Das bedeutet, dass es keinen Pol in der Welt geben wird und viel wichtiger, dass der Pol der letzten Jahrzehnte und sogar der Ära der große geographischen Entdeckungen verschwinden wird, der Pol der den westeuropäischen Kapitalismus, Imperialismus und Kolonialismus repräsentierte. Rebellische Afroamerikaner trachten heute danach, die Geschichte der Sklaverei und des weißen Rassismus entgleisen zu lassen. Um dies zu erreichen, müssen sie einen Strich unter die Geschichte der Moderne, des Kapitalismus und der westeuropäischen Zivilisation ziehen. Das ist logisch: Um die europäische Moderne abzuschließen, muss man „Amerika herunterfahren“. Folglich bedeutet der Bürgerkrieg in den Vereinigten Staaten dieses mal ihr Ende und gleichzeitig das Ende der globalen westlich zentrierten kapitalistischen Ordnung.

Für alle Völker und Gesellschaften auf der Erde können dies sowohl erfreuliche als auch besorgniserregende Nachrichten sein. Erfreulich, weil die Implosion der USA die Möglichkeit für alle Länder und Völker eröffnen wird ihre eigene Kurve zu entwickeln, nach ihrem eigenen Platz in der Welt Ausschau zu halten, die notwendigerweise multipolar werden wird. Das wird das Ende des Eurozentrismus und der Kolonisierung sein und niemand wird dazu in der Lage sein universalistische Ansprüche zu erheben – weder in der Wirtschaft, noch in der Politik, noch in der Technologie. Auf diese Art wird jede Zivilisation dazu in der Lage sein nach ihren eigenen Werten und Auffassungen zu leben, nach ihrem eigenen Zeitrahmen und den Westen nur als eine von vielen Möglichkeiten sehen, als ein Ausstellungsstück, das man bewundern oder einfach übersehen kann, dem man aber nicht folgen muss.
Wichtig ist daran, dass sich die pro-westlichen Eliten, die sich zurzeit in allen Gesellschaften in Schlüsselpositionen befinden, nach den USA zusammenbrechen werden. Dies bedeutet, dass der Kapitalismus, die parlamentarische Demokratie, der Individualismus und der Liberalismus nicht länger verpflichtende, grundlegende Paradigmen sein werden und jede Gesellschaft dazu in der Lage sein wird, ihre eigene sozialen, wirtschaftlichen und politischen Systeme zu errichten, ohne den Vorschriften der Weltmetropole, also aus dem Westen und den USA, folge leisten zu müssen.

Dies wird jeden tief beeinflussen, inklusive China und Russland. Und wenn die USA zuerst zusammenbrechen, werden alle anderen politischen Regime die mit dem Kapitalismus in Verbindung stehen – egal ob ideologisch, ökonomisch, politisch, kulturell, technologisch oder alles zugleich – zusammenbrechen oder komplett neu erstehen.

Doch jetzt treffen die verstörenden Neuigkeiten ein. Die Implosion der USA wird eine globale Katastrophe verursachen, da sie das Land mit der größten Konzentration von Waffen und das bedeutet auch Atomwaffen sind. Dementsprechend könnte sich das Schicksal der Atom- und anderer Massenvernichtungswaffen in den Händen derer wiederfinden, die unvorhersehbar sind. Der Bürgerkrieg macht alle Regeln und Prinzipien null und nichtig. Und das ist extrem besorgniserregend.
Schließlich kann nicht ausgeschlossen werden, dass wenn sich die Situation verschlechtert, einige der involvierten Kräfte anfangen zu verzweifeln und die Situation auf eine andere Art lösen wollen könnten, also etwa auf einen großangelegten militärischen Konflikt zurückgreifen könnten, der es ermöglichen würde den US Bürgerkrieg im Angesicht einer äußeren Bedrohung zu beenden. Jeder kann als Feind auserwählt werden – inklusive Russland, China, der Iran usw. Aber es könnte auch andere Kandidaten geben, um „Amerika zu retten“ und die Rolle des gefährlichen Todfeindes zu übernehmen. Ab einer bestimmten Eskalationsstufe wäre dies der einzige Weg, um den sich entwickelnden Bürgerkrieg zu beenden, da es theoretisch für jede der sich gegenwärtig gegenüberstehenden Kräfte unmöglich wäre ihn zu gewinnen.

Das Ende Amerikas

Lassen Sie mich daran erinnern, dass wir von Anfang an davon ausgegangen sind, dass ein Bürgerkrieg in den Vereinigten Staaten sehr wahrscheinlich ist und dass die Ereignisse wahrscheinlich zu solch einem Szenario führen werden. Das ist wichtig für die Integrität dieser Analyse. Aber wir können natürlich nicht ausschließen, dass wir den falschen Anfang eines „Bürgerkriegs“ erleben, seine Simulation oder Probe, eine Art Laborexperiment das es uns erlaubt in der Praxis die eigentliche Situation und den Grad der Eskalation interner Konflikte in der amerikanischen Gesellschaft einzuschätzen. Während man sich die Aufnahmen von Protesten und Krawallen in den amerikanischen Städten und der Hauptstadt ansieht, ist es schwierig sich dem Gefühl zu entziehen, dass wir diese Aufnahme bereits unzählige Male in Hollywood Seifenopern und Filmen über Epidemien, Katastrophen, Zombieapokalypsen oder politische Katastrophen gesehen haben (wie zum Beispiel in „House of Cards“).

Der heraufziehende Bürgerkrieg in den USA hat lange Zeit die Phantasie der Filmemacher für sich beansprucht und wurde in einer Vielzahl von Texten und Filmen verkörpert. In einer Welt, die von virtueller Technologie beherrscht wird, sind Realität, Virtualität und Phantasie miteinander so stark verbunden, dass es zunehmend schwierig wird sie voneinander zu unterscheiden. Aus diesem Grund entsteht bei uns manchmal der Eindruck, dass wir bei einem Filmdreh über das Ende der Vereinigten Staaten anwesend sind. Und wenn dies der Fall ist, auch wenn dieses mal ein ausgereifter Bürgerkrieg irgendwie umgangen werden kann, würde dies nur bedeuten, dass er aufgeschoben wurde. Wenn wir uns die Entwicklung der Ereignisse in den USA ansehen, legen die Indizien nahe, dass der nächste Ausbruch des Bürgerkriegs sehr bald stattfinden wird, selbst wenn er aufgeschoben werden kann. Gewissermaßen hat das „Ende der Vereinigten Staaten“ bereits stattgefunden – auch wenn wir erst den Anfang von ihrem Ende erleben, die Generalprobe dazu, so wird es mit einer unausweichlichen Fatalität mehr und mehr realistisch und sicher.

Aus dem Englischen übersetzt von Alexander Markovics.