Fusaro: Das Zeitalter der ewigen Gegenwart und die Verdunstung der Zukunft

In Essere senza tempo [Zeitlos sein] habe ich unsere Gegenwart mit den beiden komplementären Ausdrücken "Nihilismus der Eile" und "Beschleunigung ohne Zukunft" qualifiziert, um darauf hinzuweisen, dass die gegenwärtige Landschaft des "absoluten Kapitalismus" die Beschleunigung der Rhythmen braucht - funktional für den Triumph der Logik des Austauschs, der Produktion und des Profits sowie der unlogischen Logik des immensen Wachstums - aber nicht der Zukunft. Im Gegenteil, ein großer Teil ihrer Energie fließt in eine Verödung der Erwartungen und eine synergetische Verewigung der Gegenwart, um die Möglichkeit einer anderen Zukunft und einer Veränderung der gegenwärtigen Ordnung zu verhindern, indem man sie im Keim erstickt.
Während der Kapitalismus zunächst die Zukunft brauchte, um sich als eine zur Globalität bestimmte Realität zu begreifen, kann er sich nun, da er diesen Status in Form der Globalisierung des Marktes und der planetarischen Vereinheitlichung des Denkens und der Lebensstile tatsächlich erreicht hat, mit einer ewig reproduzierten Gegenwart begnügen. Die gegenwärtige "Finsternis der Zukunft" (Marc Augé) - mit der damit einhergehenden Verabsolutierung der Gegenwart als einzigem Horizont und gleichzeitig mit der Naturalisierung der historischen Dimension - muss im Zusammenhang mit einer "Konsumgesellschaft" gesehen werden, die danach strebt, historisch immer gleich zu bleiben, die die Zeiten der Produktion und des Konsums unglaublich beschleunigt und gleichzeitig jede Möglichkeit und jede Intelligenz einer anderen Zukunft von Grund auf leugnet und damit jede utopische Leidenschaft neutralisiert.
Auf diese Weise dringt die Gegenwart in die Zukunft ein und untergräbt sie von innen heraus, bis sie sich völlig auflöst: Der heutige Wirtschaftsfanatismus braucht keine alternativen Zukünfte mehr, sondern strebt lediglich eine ewige Wiederholung derselben Gegenwart an, die sich in immer schnellerem Tempo entsprechend dem Wachstum des Profits in immer höherem Tempo vollzieht. Vor diesem Hintergrund scheint die einzige Zukunft, die sich unsere Welt leisten kann, diejenige zu sein, die an den positiven Wachstumsraten der Weltproduktion, der Wirtschaft und des BIP gemessen wird.
Der Markt als historisches und soziales Produkt menschlichen Handelns, das sich sub specie temporis entfaltet - und folglich als Ergebnis sozialen Handelns, das sich durch die Vermittlung historischer Zeitlichkeit vollzieht - beseitigt die Spuren seiner eigenen sozio-historischen Bestimmung. Sie tut dies mit dem doppelten und synergetischen Ziel, ihre eigene Entstehung zu annullieren und ihr eigenes endgültiges Aussterben aufzuheben. Sie vervollständigt damit die Dynamik der Naturalisierung des Sozialen und der Fatalisierung der Geschichte, die mit dem Kapitalismus nach 1989 untrennbar verbunden ist.