Third way

Revolution und Tradition

Dem traditionalen Revolutionär geht es nicht um Treue gegenüber Formen oder Institutionen vergangener Zeiten, sondern gegenüber grundlegenden Prinzipien. Bereits dies mag in den Augen von demokratischen Ideologen als scheußlicher „Dogmatismus“ oder als „reaktionäre Ideologie“ erscheinen; einen Streiter für die Tradition kümmert dies freilich nicht, denn „progressiv“ — was letztlich nichts anderes als seinsvergessen bedeutet — will er um keinen Preis der Welt sein.

Wenn ich mich in dieser Streitschrift positiv auf einige Gedanken von weltanschaulichen Gegnern — etwa Karl Marx — beziehe, dann ist darin kein kruder Eklektizismus zu sehen. Es soll damit auch niemand gewaltsam vereinnahmt werden. Wenn man irgendwo auf logisch richtige Gedankengebäude und Schlüsse stößt, so gibt es keinen Grund, diese nicht zu übernehmen, gleichgültig von wem sie stammen. Dies auch dem Leser gegenüber klar kenntlich zu machen, ist ein Akt intellektueller Redlichkeit. Das Streben nach „Originalität“ ist dagegen eine typisch individualistische Marotte, der ich mich enthalten möchte.

Evola von links betrachtet

Bei Evola gibt es einen sehr interessanten Aspekt, der sich in den ersten und letzten Lebensabschnitten dieses Philosophen zeigt und der manchmal als „Anarchismus von rechts“ bezeichnet wird; er tritt in Evolas künstlerischen Jugendwerken und besonders in dem Buch Den Tiger reiten (1961, dt. 1997) zutage. Zugleich trennt seine durchgängig und beständig antibürgerliche Haltung Evola unversöhnlich von der konventionellen Rechten des Westens. Auf der anderen Seite war Evola innerhalb der Tradition immer von den abseitigen Bereichen angezogen, die mehr oder weniger zur Perspektive des Weges der linken Hand führen. In der Gesamtheit seiner Schriften springt sicherlich der „revolutionäre“ Aspekt stark ins Auge, den man als „das Linke“ in der Botschaft Julius Evolas bezeichnen könnte. Die vollständige Deckungslosigkeit mit der modernen westlichen Realität, die radikale Verachtung der bürgerlichen Werte bringt Evola sicher in die Nähe mancher Kreise der Linken. Dieses Phänomen ist nicht eine Äußerung seiner persönlichen Natur, sondern hier liegt ein äußerst bedeutsames Kennzeichen.